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Zwischen
Größenwahn und Wagemut
Als 1876 zum ersten mal die
Wagner-Festspiele in Bayreuth stattfanden, setzte sich
das Festspiel-Orchester zum größten Teil aus Meininger
Musikern zusammen. Warum? Erstens, weil der Meininger
Herzog Georg II. freundschaftliche Beziehungen zu
Richard Wagner pflegte und zweitens, weil Meiningen und
Bayreuth nur circa 100 Kilometer Luftlinie voneinander
entfernt liegen.
05.04.2001 | | |
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aspekte
Das Kulturmagazin im ZDF
nächste Sendung: 04.04.03 22:55 Uhr
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Ohnehin kann
Meiningen auf eine stolze Vergangenheit zurückblicken, große
Musiker wie Johannes Brahms, Max Reger und Richard Strauß
wirkten hier, der Dirigent Hans von Bülow machte das Meininger
Orchester zu einem der renommiertesten Klangkörper seiner
Zeit. |
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Ohne
Ruhepause! 41 Inszenierungen der Werke Wagners gab es
in Meiningen bisher. Doch was sie dieses Jahr zu Ostern
vorhaben, grenzt an Größenwahn und ist ein Kraftakt, den kaum
ein Opernhaus der Welt auf sich nimmt: Das kleine Meininger
Theater stemmt den "Ring des Nibelungen". An Ostern. Von
Karfreitag bis Ostermontag, vier Tage nacheinander. Ohne
Ruhepause!
Da ein Orchester das kräftemäßig alleine
nicht bewältigen kann, haben sich die Meininger ihre Nachbarn
aus Gotha/Suhl zu Hilfe geholt. "Rheingold" und "Walküre"
spielen nun die Meininger, "Siegfried" und "Götterdämmerung"
übernimmt die Philharmonie Gotha/Suhl. Nur der Dirigent bleibt
der gleiche: Kirill Petrenko ist 28 Jahre alt, hat vorher noch
nie Wagner dirigiert und debütiert nun gleich mit dem gesamten
Ring, ohne Pause, mit zwei Orchestern. Das grenzt an Wahnsinn.
Nicht einmal die Original-Partitur von Wagner können sie
spielen, weil das vom Komponisten geforderte Riesen-Orchester
nicht in den kleinen Orchester-Graben passt... |
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Erfrischend
jung Nun spielen sie eine Art "Kammerversion" des
Rings, mit verkleinertem Orchester, die berühmten
"Wagner-Tuben" wurden zum Beispiel ausgespart. Das
Gesangsensemble ist erfrischend jung, die meisten singen ihre
Rolle hier zum ersten Mal, so lernt man endlich mal neue
Wagner-Stimmen kennen. Und auch die Sängerinnen leisten
Unglaubliches: Manche übernehmen vier Rollen im gesamten Ring.
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Beeindruckende
Proben Zurecht nennt die Intendantin und
Regisseurin Christine Mielitz ihr Ring-Projekt "Wagnis
Wagner", denn das Risiko, dass sie eingeht ist groß. Ob die
Meininger dieses Spektakel gut über die Bühne bringen, wissen
wir erst nach Ostern.
Unser Autor Claudio Armbruster
hat sich jedoch schon mal bei den Proben umgeschaut - und war
beeindruckt: Christine Mielitz und ihr Team - der einzige Star
in diesem Projekt: der Künstler Alfred Hrdlicka, zuständig für
das Bühnenbild - haben sich keineswegs übernommen, sondern
einen "Ring" auf die Beine gestellt, der es nicht nur mit den
"großen" Häusern aufnehmen kann, sondern der gerade wegen
seines jungen und teilweise unerfahrenen Gesangsensembles, der
Frische des jungen Dirigenten und der deftigen, provokanten
und niemals langweiligen Inszenierung der Mielitz besticht.
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